Stirnband „Flechtwerk“ – Eine Geschichte des Scheiterns. Und vom Weitermachen

[Werbung da Markennennung/selbst gekaufte Materialien verwendet]

Diesen Blogbeitrag würde es nicht geben, wenn ich nicht gnadenlos gescheitert wäre. Meine Nemesis heißt Reliefstäbchen. Moment – Reliefstäbchen? Hatte ich diese nicht gerade in einem Hanf-Peelingschwamm erfolgreich in Form des gehäkelten Korbmusters verarbeitet? Und beweist mein ältestes, aber sehr liebgewonnenes UFO nicht, dass Reliefstäbchen auch mit dickem Garn eigentlich ja ganz schön sind, wenn auch feinsäuberlich in die hinterste Projektecke drapiert?

Jahaha. Das große „Aber!“ sind verkreuzte Reliefstäbchen, sehr beliebt als gehäkelte Variante des Zopfmusters. Ich habe es versucht, habe den buchstäblichen Dreh auch irgendwie rausgekriegt (Spoiler: Nicht!), es entstand tatsächlich ein rudimentäres Zopfmuster, aber: Hat sich mal jemand die bei verkreuzten Reliefstäbchen entstehende Rückseite angeschaut? Wer soll das denn bitte tragen? Das Ding wird ja zentimeterdick! Und wieviel Wolle frisst so ein Reliefstäbchen im „funky chunky Style“ bitte? Ich mach da doch was falsch!

Also ribbeln. Und nochmal versuchen. Und nochmal. Und nochmal. Mein Wortschatz ist nun um einige selbstgebastelte Flüche reicher, aber ein Stirnband mit Zopfmuster entstand da nicht. Dabei möchte ich doch nur warme Ohren morgens auf dem Rad haben! Und noch keine Mütze. Die kann ich bei Minusgraden immer noch tragen. Das Stirnband ist ja quasi die Übergangsjacke für den Kopf.

Also umdenken, grübeln, überlegen. Zopf, Zopf, Zopf, Zöpfe, Zöpfe flechten… Moment! Warum denn nicht einfach einen Zopf flechten? Also ran ans Skizzenbrett und von dort an die Nadel. Häkeln war nun wieder das, was es sein sollte: Eine pure Wohltat für das etwas angeknackste Häklerego.

So, nun aber genug vom geschriebenen Frustabbau. Damit hier außer der Erkenntnis, dass auch bei anderen nicht alles glatt läuft, etwas Konstruktives herauskommt, habe ich für euch einen Satz heiße Ohren im Gepäck – in Form einer Anleitung, die ohne wunderbares Scheitern gar nicht entstanden wäre:

Flechtwerke in Curry und Titangrau

Stirnband „Flechtwerk“:

Material:
Myboshi No. 1, 30 % Merino, 70 % Polyacryl, 50 g/55 m z. B. in den Farben
Nr. 194 – Titangrau (2 Knäuel)
Nr. 111 – Curry (2 Knäuel)
oder eine andere der 43 trendy Farben der No. 1
– Häkelnadel der Stärke 6,00 mm
– Nähnadel mit stumpfer Spitze
– Stecknadeln bzw. Sicherheitsnadeln
– Maschenmarkierer
– Garnschere
– Zentimetermaß

 

Mit dem empfohlenen Material und der nachfolgenden Anleitung sollte das Stirnband vor dem Zusammennähen eine Länge von 52 cm haben. Da es quer gearbeitet wird und dank des geflochtenen Teils ist das Stirnband recht dehnbar. Es ist damit passend für Kopfumfänge von 54 bis 58 cm.

Abkürzungen:
LfM – Luftmasche
WLfM – Wendeluftmasche
fM – feste Masche
Km – Kettmasche
vMG – vorderes Maschenglied
wdh. – wiederholen

Und los geht’s!
Es wird in Reihen gearbeitet. Die WLfM wird bei der Maschenangabe am Ende jeder Reihe nicht mitgezählt. Nach jeder WLfM wird die Arbeit gewendet. Es wird nur in das vMG jeder Vorreihe gearbeitet.

Schlage 16 LfM an. Beginne ab der 2. Masche von der Nadel aus:

Reihe 1: 15 fM, WLfM (15)
Reihe 2 – 16 (15 Reihen): nur in das vMG 15 fM, WLfM (15)

In Reihe 17 bleiben die übrigen fM der vorhergehenden Reihe zunächst unbearbeitet. Diese werden nachfolgend für die weiteren Stränge der Flechte benötigt.

Reihe 17 – 50 (33 Reihen): nur in das vMG 5 fM, WLfM (5)
Reihe 51: nur in das vMG 4 fM, Km (5)

Nach der Km der 51. Reihe wird das Garn abgeschnitten.

Lege die Arbeit so vor dich hin, dass der soeben gehäkelte erste Strang des geflochtenen Teils rechts liegt. Steche die Häkelnadel in die erste unbearbeitete fM neben dem Strang ein. Achte dabei darauf, weiterhin nur in das vMG zu arbeiten

Beginn zweiter Strang
Steche in das vMG der ersten unbearbeiteten Masche neben dem Strang ein.

Häkele den zweiten Strang wie die Reihen 17 – 51 des ersten Stranges. Schneide den Faden nach der Km ebenfalls ab.

Lege die Arbeit erneut so vor dich hin, dass die zuvor gehäkelten zwei Stränge des geflochtenen Teils rechts liegt. Steche die Häkelnadel in die erste unbearbeitete fM neben dem zweiten Strang ein. Achte dabei darauf, weiterhin nur in das vMG zu arbeiten

Beginn dritter Strang
Steche in das vMG der ersten unbearbeiteten Maschen neben dem zweiten Strang ein.

Häkele den dritten Strang wie die Reihen 17 – 51 des ersten Stranges. Schneide den Faden nach der Km erneut ab.

Flechte
Drei typische „V“s sollten beim Flechten entstehen. Achte darauf, dass die Stränge der Flechte flach bleiben und sich nicht verdrehen.

Flechte nun die Stränge so, dass sich drei flechtentypische „V“ bilden. Achte beim Verflechten darauf, dass sich die Stränge nicht an einer Stelle des Flechtwerks verdrehen, sondern flach übereinanderliegen. Nach dem Flechten sollten die drei oberen Ränder der drei Stränge gerade nebeneinanderliegen.

Flechte fixieren
Fixiere die Stränge der Flechte z. B. mit einer Sicherheitsnadel oder einem Maschenmarkierer. Hier siehst du beide Vorschläge in Aktion.

Fixiere die Stränge mit einer Sicherheitsnadel oder einem Maschenmarkierer. Auf den Abbildungen habe ich beide Varianten dargestellt. So sollten die Stränge beim nachfolgendem Zusammenhäkeln nebeneinander liegen bleiben und nicht wegrutschen.

Anmaschen
Masche das Garn an. Achte darauf, dass du nur in das vMG einstichst.

Lege das Stirnband vor dich hin und masche das Garn in der äußersten rechten Masche des nun rechts liegenden Stranges an. Achte dabei darauf, weiterhin nur in das vMG zu arbeiten.

 

Reihe 52: nur in das vMG 5 fM entlang des ersten Stranges arbeiten, zum zweiten Strang wechseln und in das vMG 5 fM arbeiten, zum dritten Strang wechseln und in das vMG 5 fM arbeiten, WLfM (15)

Verbunden
Hier schön zu sehen: Die drei „V“s der Flechte. Das Flechtwerk ist nun fixiert.

Entferne die Sicherheitsnadeln bzw. Maschenmarkierer, welche bisher die Stränge des Stirnbandes in Position gehalten haben. Nach dem Zusammenhäkeln der Stränge bleiben diese an Ort und Stelle.

Messe das Stirnband jetzt bereits aus. Es werden nachfolgend nur so viele Reihenwiederholungen gehäkelt, bis insgesamt 52 cm Länge erreicht sind! Dies waren bei mir nachfolgend weitere 15 Reihen. Bei dir können es – je nachdem, wie fest du häkelst, jedoch einige Reihen mehr oder weniger sein. Insgesamt solltest du nicht auf mehr als 52 cm Länge kommen. Sonst sitzt das Stirnband aufgrund des dehnbaren, geflochtenen Teils viel zu locker und rutscht. Ein leicht asymmetrischer Versatz der Naht ist nicht schlimm. Wenn du die Naht unsichtbar setzt, kannst du das Stirnband auf verschiedene Arten tragen. Bei den Tragevarianten kommt es nicht auf eine symmetrische, aber saubere Naht an. Aber dazu beim Part „Fertigstellung“ mehr.

Zum jetzigen Zeitpunkt hängen schon einige lose Fäden am Stirnband. Vernähe diese ruhig jetzt schon, damit diese dich beim weiteren häkeln nicht stören. Diejenige Seite, auf welcher du die Fäden vernähst, ist die Rückseite – also diejenige Seite, die dem Kopf zugewandt ist. Häkele weiter und messe dabei immer wieder aus, ob die 52 cm Länge des Stirnbandes bei dir bereits erreicht sind:

Reihe 53 – 66 (14 Reihen): nur in das vMG 15 fM, WLfM (15)
Reihe 67: nur in das vMG 15 fM (15), Km

Schneide nach der Km den Faden ab. Lasse jedoch einen langen Faden zum Vernähen der Stirnbandseiten hängen.

Häkelstirnband "Flechtwerk"

Fertigstellung:
Dein Stirnband sollte nun eine Gesamtlänge von nicht mehr als 52 cm erreicht haben. Vernähe beide Seiten des Stirnbandes miteinander. Achte dabei darauf, dass diejenigen 15 Maschen der anfänglichen LfM-Kette, in welche die fM der ersten Reihe gearbeitet wurden, und die 15 fM der letzten Reihe sich dabei genau gegenüberliegen. Vernähe danach alle noch hängengebliebenen Fäden auf der Rückseite des Stirnbandes, also der dem Kopf zugewandten Seite.

Wie bereits erwähnt, kommt es nicht auf eine perfekte Symmetrie der Flächen vor und nach dem Flechtwerk an. Wenn die Naht sauber gearbeitet wurde, ergeben sich folgende Tragevarianten: Das Flechtwerk befindet sich direkt im Bereich der Stirn oder das Flechtwerk ist nach links oder rechts in Richtung der Ohren verschoben, es liegt also seitlich am Kopf und die Naht somit auch – nur eben auf der anderen Seite des Kopfes. Beide Tragevarianten sind mit sauberer Naht „tres chic“!

Hinweise für andere Garne und Abwandlungen:
Natürlich kannst du versuchen, das Stirnband mit anderen Garnvarianten abzuwandeln. Vielleicht startest du zu diesem Zwecke zunächst vor den Strängen des Flechtwerkes mit einigen Reihen mehr oder weniger, bis du etwa 10 bis 15 cm erreicht hast, bevor du zum Flechtwerk kommst. Die Stränge sollten eine Länge von ca. 30 cm haben, wenn sie noch nicht verflochten sind. Nach dem Flechten sind sie natürlich – je nach Festigkeit der Flechte – deutlich kürzer. Denke nach dem Flechten der Stränge daran, das gesamte bisherige Stirnband abzumessen und nach dem geflochtenen Teil nur so viele Reihenwiederholungen zu häkeln, bis du 52 cm Länge erreicht hast. Wie bereits beschrieben kommt es aufgrund der Tragevarianten nicht auf Symmetrie an. Möchtest du dein Stirnband mit dem Flechtwerk grundsätzlich eher seitlich tragen, darf die Naht auch gerne etwas näher an das Flechtwerk heranrücken, damit die Naht beim Tragen etwas Richtung Hinterkopf und damit „außer Draufsicht“ wandert. Probiere dich gerne aus und wandele Anfangs- und Endreihen nach deinen Wünschen ab.

Bevor dein Stirnband aber zu dem wird, was für mich verkreuzte Reliefstäbchen sind, nimm gerne mit mir Kontakt auf. Ich helfe gerne und bin für Rückfragen immer dankbar!

Häkelstirnband Flechtwerk

Fertig!
Endlich warme Ohren beim herbstlichen Waldbummel, auf dem Rad durch Herbstlaub zur Arbeit oder auf dem Weihnachtsmarkt mit leckeren Heißgetränken!

Du hast ein Stirnband „Flechtwerk“ gehäkelt oder sogar mit einer anderen Garnvariante abgewandelt? Dann würde ich mich über ein Bild deines Werkes sehr freuen. Auf Instagram kannst du mich per @yippieyippieyarn auch gerne taggen. Ich zeige eure Werke gerne in meinen Story-Highlights dauerhaft – eine Projektgalerie und gegenseitige Inspiration von euch für euch!

Ich wünsche euch stets warme Ohren und einen schönen Herbst.
Eure Christina

Tragebild

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