[Werbung/Rezensionsexemplar wurde kostenfrei zur Verfügung gestellt]
Seien wir mal ehrlich: Eigentlich ist doch so ziemlich jedes possierliche Tierchen schon mal in irgendeiner Form als Häkelfigur interpretiert worden und wir Designerinnen erfinden im Wesentlichen nicht das Rad neu. Sicher: Alle unsere Designs sind in Nuancen anders und spiegeln den ganz individuellen Stil und Charme des jeweiligen kreativen Kopfs hinter dem Wollknäuel wider. Und das ist toll und gut – für jeden ist etwas in der Amigurumi-Wundertüte dabei! Aber: Kann man vor diesem Hintergrund bei einer Buch-Neuerscheinung aus dem Amigurumi-Segment eigentlich noch etwas wirklich Neues oder Innovatives erwarten? Spoiler: Ja, kann man! Das beweist die Autorin Simone Conrad alias ms.eni mit ihrem ersten Buch „Die MixMax-Häkelbande“, welches bereits seit dem 05.03.2019 im gut sortierten Buchhandel erhältlich ist.
Die Idee:
Herausstellungsmerkmal ist nämlich das MixMax-Prinzip, welches sich für mich auf zwei Arten äußert.
Dies wäre zum einen die Technik: Kombiniert wird die klassische Amigurumi-Häkelweise, also das Häkeln in Spiralrunden mit jeweiligen Zu- und Abnahmen in fortlaufenden Runden, mit der Methode, einzelne „Häkel-Läppchen“ in Reihen zu arbeiten, diese anschließend aufeinanderzulegen und an den Rändern gehäkelterweise miteinander zu verbinden. Dies ist typischerweise der Fall bei den sogenannten „Rag-Dolls“, zu Deutsch: „Lumpenpüppchen“. Diese erfreuen sich gerade im englischsprachigen Raum großer Beliebtheit und werden traditionell aus der namensgebenden alten Kleidung genäht. Seit einiger Zeit hat diese Technik jedoch auch – wie oben kurz angerissen – das Häkeln erobert. Die Rag-Doll-Technik sorgt für eine weniger rundliche, voluminöse Form der Häkelpüppchen, sondern für eine deutlich flachere Variante.
Simone Conrad kombiniert diese beiden Häkelmethoden meisterlich: Der Körper wird in der Methode einer gehäkelten „Rag-Doll“ gearbeitet und endet in Richtung Halsöffnung stets mit derselben Maschenzahl. Der Kopf wird direkt in der Amigurumi-Methode an der Körperöffnung herangehäkelt. Die Gliedmaßen wiederum werden in der Amigurumi-Methode gehäkelt und anschließend an den Körper angenäht. Auf diese Weise lässt sich frei entscheiden: Welcher Kopf an welche Körperform? Arme und Beine etwas länger und schlenkernd oder doch kürzer und so angenäht, dass das Sitzen der Figur möglich ist?
Und dies führt mich auch schon zu der zweiten Art, auf welcher sich das MixMax-Prinzip offenbart: Die freie Kombination von Kopf, Körper, Armen, Beinen und anderen Körperelementen. Darf es vielleicht ein Frosch mit Meerjungfrauenflosse sein? Oder statt einer Giraffe als Basisform durch die Farbwahl und Kopfpositionierung vielleicht doch ein Pferdchen? Oder gar durch das Verwenden eines Körperelements eines völlig anderen Mitgliedes der Häkelbande ein Einhorn? Der Körper ist zu dreieckig? Kein Problem! Dann nehmen wir halt einen etwas gerundeten oder beinahe geraden gehäkelten Körper! Die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig: Nach Verlagsangaben auf dem Klappentext sind mit dem „Häkeltier-Kreativlabor“ 500 verschiedene Kombinationen möglich.
Die Häkelbande:
Die Basis für das MixMax-Prinzip bilden 22 zuckersüße Häkeltier-Anleitungen: Von Clemens Frosch über Harry Otter oder Marvin Faultier bis hin zu Ralf und Rosi Elefant – die ganze Häkelbande von Simone Conrad ist wunderbar stimmig miteinander kombinierbar. Die Designs unterscheiden sich zum Teil in Körper-, Kopf- und Beinform. Zum Teil finden sich Elemente in anderen Designs wieder, so dass das MixMax-Prinzip sich bereits im Buch entfaltet, es damit schnell nachvollziehbar ist und zudem Anstöße für ganz eigene Kombi-Ideen liefert.
Zu den wichtigsten Stellen und technisch etwas herausfordernderen Häkelschritten finden sich zahlreiche Fotos und Schritt-für-Schritt-Dokumentationen, so dass man an keiner Stelle des Häkelprozesses „auf der Strecke“ bleibt. Die Bilder fügen sich harmonisch in das dreispaltige Layout ein. Die Schrift ist klar lesbar und die Runden- und Reihenangaben passen zumeist in eine Zeile, so dass die ausführlichen Anleitungen übersichtlich bleiben.
Die Grundlagen:
Neben den Häkelbande-Anleitungen findet sich im Buch ein umfangreicher Grundlagenteil, der genau im richtigen Maß Raum einnimmt, um nicht von den eigentlichen Anleitungen abzulenken. Angenehm ist zudem, dass der Technikteil in jeder Hinsicht für die MixMax-Häkelbande relevant ist und nicht quasi als „Füllmaterial“ für das Buch dient: Die Maschenarten und grundlegenden Häkeltechniken werden erklärt. Gerade im Bereich der Rag-Doll-Elemente werden zudem ergänzende Erläuterungen z. B. im Hinblick auf das Verbinden der in Reihen gehäkelten Teile des Körpers oder zum unsichtbaren Schließen der Kopföffnung gegeben. Auch bestimmte Stickstiche, mit welchen Gesichtsdetails gezaubert werden können, werden in Bild und Wort dargestellt. Das MixMax-Prinzip wird vorgestellt und auch eine Vorstellung der Autorin fehlt nicht.
Besonders gut gefallen mir die liebevoll gebastelten und gestalteten papierenen Fotohintergründe sowie die gesamte Farbgebung des Buches. Auf dem Cover und dem Buchrücken heben sich die gehäkelten Tiere gegen das dunkle Blau des Einbandes angenehm ab.
Fazit:
Eine Giraffe wird wohl immer mit Flecken und langem Hals dargestellt werden. Ein Hase wird immer lange Ohren haben, ein Faultier die typische Fellzeichnung um die Augen herum und ein Elefant einen Rüssel: Die Natur macht gewisse Vorgaben und gibt gewisse Wiedererkennungsmerkmale vor, welche sich natürlich auch in Simone Conrads Designs wiederfinden. Aber einfach mal von der Konvention abweichen, ein Giraffen-Einhorn, einen Drachen-Meerjungmann oder einen Dirndl-Schwan häkeln und das in zwei Techniken, bei welchen man nicht vermutet hätte, dass sie ein Ganzes ergeben, das ist neu und ja: Das ist vielleicht ein guter Schritt in Richtung „neuerfundenes Rad“.
Für mich eines der Must-Have-Amigurumi-Bücher aus dem deutschsprachigen Raum!
Daten:
Simone Conad
Die MixMax-Häkelbande
1. Auflage 2019
152 Seiten
Edition Michael Fischer / EMF Verlag, Igling
ISBN 978-3-96093-247-5
Preis: 16,99 € (D) // 17,50 € (A)
[…] ms.eni und reise die nächsten 1,5 Stunden mit ihr zum Ziel. Sie hat mir ihr neues Buch mitgebracht (hier klicken für einen Bericht darüber) und ich habe einen kleinen Fangirlmoment – die Autorin des Häkelbuchs des Jahres sitzt neben […]
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Eine tolle Rezension, liebe Christina! Es freut mich, dass du genausp begeistert bist von dem Buch wie ich!
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Lieben Dank, Liebe Martyna! Und jetzt surfe ich mal schnell zu einem Birthday-Bash-Beitrag rüber und lese mich in den Schwarzwald 😊
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[…] Aufgepasst, liebe Häkelfreunde: Es folgt eine Rezension des ersten Buches der fabelhaften Simone Conrad, den Instagrammern unter euch besser bekannt als ms.eni – wieso ausgerechnet jetzt? Auf Instagram findet gerade die #AmiguruMAY Challenge statt, jeder Tag steht unter einem anderen Motto und lädt Häkelfreunde und Amigurumisüchtige dazu ein Fotos zu posten – mal geht es um das liebste Garn, dann um die nötigen Utensilien und heute, am 20. Mai geht es eben um das liebste Häkelbuch. Anlass genug, euch einen kleinen Einblick zu geben. Eine weitere Rezension findet ihr bei meiner lieben Freundin yippieyippieyarn. […]
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