Pride Month 2020

Juni ist „Pride Month“. Aber was ist das eigentlich? Warum feiern wir im Juni den „Pride Month“? Was hat der Christopher Street Day damit zu tun? Und was bedeuten die Regenbogenflaggen? Ein paar Fragen versuche ich heute zu beantworten.

Stonewall
Das Stonwall Inn ist eine Bar in der New Yorker Christopher Street Ecke 7th Avenue in Greenwich Village, welche ein beliebter Treffpunkt für homo- und transsexuelle Menschen ist. In der Nacht zu Samstag, den 28. Juni 1969 ab etwas 01:20 Uhr führten Polizeibeamte in der Bar eine Razzia durch.

Razzien waren in den Bars und Clubs der Queeren-Szene keine Seltenheit. 1965 kam es nicht selten vor, dass zuvor bei einer Razzia kontrollierte Menschen ihre persönlichen Daten in der Presse veröffentlich sahen – mit verheerenden persönlichen und gesellschaftlichen Folgen für die Zwangsgeouteten. Polizeibeamte rechtfertigten Festnahmen und Anklagen mit „Indencency“ (Anstößigkeit oder „Erregung öffentlichen Ärgernisses“), weil sie Küsse oder Händchenhalten unter Männern beobachtet hatten oder „das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts“.

Aber wir befinden uns ja bereits im Jahre 1969. Schwulenbars sind legal. Das Stonewall Inn jedoch war ein Ärgernis. Der Betreiber hatte keine Schankerlaubnis, diese war ihm verweigert worden, zur Unterhaltung der Gäste ließ man nur spärlich bekleidete „Go-Go-Boys“ tanzen, Verbindungen zur Mafia wurden vermutet – kurzum: Die Bar galt als „unruly element“ (in etwas „regelwidriges Element“). New Yorks damaliger Bürgermeister John Lindsay wollte in diesen so unliebsamen Etablissements „aufräumen“, stand er aufgrund der verlorenen Vorwahl seiner Partei um das Amt des Bürgermeisters doch enorm unter politischem Druck.

Acht Beamte der New Yorker Polizei, einer davon in Uniform, betraten also das Stonwall Inn und es kam zu Festnahmen. Es war wohl dieser eine berühmte Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte: Eine Schlägerei begann, deren Eskalation und Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Die Stonewall Riots zogen sich über mehrere Nächte, immer wieder zerstreut durch die Tactical Patrol Force. Aufgestauter Zorn, Ärger, Frust und Empörung gegen die vielfältigen Kränkungen gegen ihre sexuelle Identität entlud sich in der homosexuellen Szene. Die Gemeinschaft erhob sich und ihre Kraft, die sich bereits lange Zeit vor den Aufständen unter der Oberfläche gesammelt hatte, blieb nicht länger verborgen.

Die Stonewall Aufstände leiteten eine Neuorientierung ein: Während bis zu diesem Zeitpunkt in erster Linie um Entkriminalisierung und Toleranz für Schwule und Lesben gekämpft wurde, steht seit den Aufständen ein neues Selbstbewusstsein im Vordergrund.

Christopher Street Day
Ein Jahr nach den Aufständen organisierte die Gay Liberation Front einen Gedenkmarsch an die Stonewall Riots in der Christopher Street vom Greenwich Village zum Central Park: Der Christopher Street Day war geboren.

Heutzutage hat man eine Sichtbarkeit queerer Menschen weitestgehend erreicht. Dennoch gibt es auch heute noch Gruppen, die für mehr Wahrnehmung kämpfen: Lesben, Bisexuelle, transgender Personen, Intersexuelle – um nur einige Menschen dieser so wunderbar bunten Community zu nennen. Auch politische und juristische Themen wie die Abschaffung des § 175 StGB zum 11.06.1994, der nicht zuletzt in den KZs des Nazi-Regimes vielen Männern das Leben gekostet hat, wurden in den Christopher Street Days thematisiert.

Pride
Ein Synonym für den Christopher Street Day ist „Pride“ – Stolz. Gemeint ist dabei eher nicht der Stolz auf eine eher zufällige sexuelle Orientierung, die nun mal einfach da ist, sondern der Stolz, sich dem Stigma und der Scham zu widersetzen, den so viele queere Menschen immer noch erleben. Stolz auf den Mut, sich zu sich selbst zu bekennen und auf die Vorreiter*innen, die das ermöglicht haben.

Ein Symbol für diesen Stolz sind die Pride Flags. Die erste Pride Flag, die „Gilbert Baker Pride Flag“, wehte zum ersten Mal 1978 bei der Gay Freedom Day Parade in San Francisco. Die ursprüngliche Pride Flag hatte noch acht Farben, wurde im Laufe der Zeit durch die bekanntere sechsfarbige Regenbogenflagge abgelöst und ist mittlerweile wieder achtfarbig: Die Regenbogenflagge mit schwarzem und braunem Streifen schließt die BIPOC-Community („Black, Indigenous and People of Color) mit ein.

PrideMonth (1)

Auch wenn die Regenbogenflagge als Zeichen der queeren Community große Bekanntheit genießt, bildet sie nicht in Gänze alle Facetten sexueller Identität und Orientierung ab. Einige weitere Flags siehst du hier:

PrideMonth (3)
Asexuality Flag
PrideMonth (4)
Transgender Flag
PrideMonth (5)
Pansexual Pride
PrideMonth (6)
Bisexual Flag
PrideMonth (7)
Lipstick Lesbian Flag
PrideMonth (8)
Genderqueer Flag
PrideMonth (9)
Aromantic Flag
PrideMonth (10)
Non-Binary Flag

Das sind übrigens bei weitem noch nicht alle Flaggen, die es gibt. Eine ziemlich vollständige Auflistung und die Bedeutung der Flaggen findest du hier (klick!).

LGBT… was!?
Die umfassendste Bezeichnung der queeren Gemeinschaft ist wohl das LGBTQIA+ – Akronym und das steht für:

Lesbian
Gay
Bisexuell
Transgender
Queer
Intersexual
Asexual
+ : umfasst die so vielfältigen Identitäten wie z. B. „aromantic“, „genderfluid“ oder „pansexual“, aber noch viele, viele mehr

Ein Sternchen für mehr Toleranz
Es erhitzen sich immer mal die Gemüter an dem sogenannten „Gendersternchen“. Wer aufmerksam bis hierhin gelesen hat weiß, dass ich auch eines in diesem Beitrag versteckt habe. Warum ich dieses Sternchen mag? Nun, es umfasst eben nicht nur Männer und Frauen, welche sich mit dem Geschlecht, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, identifizieren (sogenannte cis-Frauen und cis-Männer), sondern eben auch inter- und transsexuelle oder genderflexible Identitäten. Durch die Weglassung des Sternchens wird man dem breiten Spektrum geschlechtlicher Identität nicht gerecht. Und daher: Bei mir ab sofort mit Stern!

PrideMonth (2)
Yarnpride!

Pride for you!
Danke für deine Aufmerksamkeit. Als kleines Goodie gibt es jetzt aber natürlich auch noch eine kleine Häkelanleitung – die „BIPOC inclusive Pride Flag“:

Material:
– Baumwollgarn (50 g/125 m) in den Farben:
Schwarz
Braun
Rot
Orange
Gelb
Grün
Blau
Lila
– Häkelnadel der Stärke 2,50 mm
– Nähnadel mit stumpfer Spitze

Abkürzungen:
LfM – Luftmasche
WLfM- Wendeluftmasche
fM – feste Masche
Km – Kettmasche

Und los geht’s!
Die Anleitung wird in Reihen gehäkelt.
Die WLfM am Ende jeder Rh wird nicht als Masche gezählt!

Schlage 34 LfM an und häkele ab der 2. Masche von der Nadel aus:
Rh. 1+2: 33 fM, WLfM in Schwarz
Rh. 3+4: 33 fM, WLfM in Braun
Rh. 5+6: 33 fM, WLfM in Rot
Rh. 7+8: 33 fM, WLfM in Orange
Rh. 9+10: 33 fM, WLfM in Gelb
Rh. 11+12: 33 fM, WLfM in Grün
Rh. 13+14: 33 fM, WLfM in Blau
Rh. 15+16: 33 fM, WLfM in Lila
Nach Rh. 16 keine WLfM, sondern mit einer Km beenden.

Schneide alle Fäden ab und vernähe sie bei Bedarf.

Deine Pride-Flag eignet sich super als Element für eine Girlande, Patch für den Rucksack, die Tasche, die Jeans oder mit langen Fäden auch als Lesezeichen.

Happy Pride Month wünscht dir,
deine Christina

Quellen:

https://www.pride.com/pride/2018/6/13/complete-guide-queer-pride-flags-0#media-gallery-media-23

https://de.wikipedia.org/wiki/Stonewall#Die_Razzia_und_die_Folgen

https://www.regenbogenportal.de/geschichte-des-christopher-street-days/

https://lgbtqia.ucdavis.edu/educated/glossary
Entertainment-Tipps:
Pose (2018, Murphy/Falchuk/Canals; in Deutschland über Netflix verfügbar)
Stonewall (2015, Roland Emmerich; in Deutschland z. B. via Amazon Prime)

2 Gedanken zu “Pride Month 2020

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